Persönliche und berufliche Weiterentwicklung für Juristen
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In Sachen beautiful place

The comfort zone is a beautiful place, but nothing ever grows there
— Weiß jemand die Quelle?

Keine Ahnung, woher er kommt, aber über diesen Spruch habe ich schon viel nachgedacht. Die Komfortzone kann ganz bestimmt ein herrlich schöner Ort sein. Sie ist es aber nicht zwangsläufig. Komfortabel im Sinne der Komfortzone kann auch etwas richtig Anstrengendes sein. Es heißt nämlich eigentlich nur: das ist die Zone, innerhalb der die Dinge so laufen, wie wir sie kennen.

Nicht nur unsere Couch – die auch! -, sondern neben dem Raum für Erholung auch alle unsere anderen Gewohnheiten, unser Alltag. Und weil wir auf Überleben programmiert sind, finden wir das erstmal gut und gibt sich unser Unterbewusstsein auch mit suboptimalen Situationen zufrieden. Weil wir es ja aushalten und bisher überlebt haben. Somit bleiben wir in dieser Zone von Sicherheit und Gewohnheit - auch wenn es gar nicht so beautiful ist. Denkt mal an die Examensvorbereitung! Man wusste, was zu tun ist und hatte sich in der Situation irgendwie eingerichtet, aber besonders gemütlich war das nicht. Also, mein gemütlich jedenfalls nicht. Ausgehalten haben wir aber viel und überlebt haben wir auch.

Wahr an dem Spruch ist für mich vor allem der zweite Teil: wachsen tun wir nicht, wenn wir in der Komfortzone bleiben, egal wie schön sie ist.

Und wachsen müssen wir ja auch nicht andauernd und ununterbrochen, aber je nach Gemüt macht es in unterschiedlicher Taktung doch sehr froh. Ich zumindest kann deshalb relativ irritationslos immer älter werden, weil ich mir längst die Erlaubnis gegeben habe, nicht irgendwann fertig sein zu müssen im Sinne eines abschließenden Erwachsenseins – sondern eben weiter lernen zu dürfen und zu wachsen. Und damit auch meine Komfortzone Stück für Stück zu erweitern.

Je größer die Komfortzone, umso weniger Platz ist für Panik und Hilflosigkeit.

Interessant an der Komfortzone ist das Drumherum.

Das beginnt mit einer Art Schwimmring von Risikozone, der den Komfortbereich umgibt. In dieser Risikozone lernen wir neue Dinge, erarbeiten uns neue Themen, nehmen auch Herausforderungen an. Das ist die spannende Zone! Und um sie herum kommt der zweite Ring, die Panikzone. Das ist der Teil, der uns Angst macht. In dem wir überfordert sind oder Angst haben, zu versagen, uns hilflos fühlen. Das ist der Teil, an den wir viel eher denken denken und häufig der Grund, warum wir lieber gleich in unserer Komfortzone bleiben.

Und nun kommt der Trick

Wenn wir aus unserer Komfortzone hinauskommen möchten, um sie zu vergrößern und zukünftig noch für uns tollere Dinge als für unser Leben ganz normal in ihr wiederfinden wollen, sollten unsere Vorhaben uns nicht direkt in die Panikzone katapultieren. Weil wir dann nämlich nicht losgehen.

Ganz einfaches Beispiel: In einem Coaching-Workshop zum Thema Zeit und Stress wollte eine Teilnehmerin zukünftig jeden Tag eine halbe Stunde joggen. Bewegung in den letzten Jahren: null. Folge des Vorhabens: Panik. Wenn das Ziel oder der „eigentliche“ Wunsch (und „eigentlich“ ist „eigentlich“ immer eine Art Alarmwort) zu groß ist, ist es auch die Angst vor dem Losgehen.

So würde jemand, der noch nie vor Menschen gesprochen hat, vermutlich nicht gleich ein Stadion für seinen ersten Vortrag anmieten. Oder jemand, er noch nie einen Blick in die StPO geworfen hat, ein Revisionsverfahren führen (ich weiß, jeder Jurist hat da schonmal einen Blick reingeworfen, aber nur so als Beispiel).

Kleine Schritte machen die Komfortzone größer

Was das Losgehen leichter macht: ein erster kleinerer Schritt in die Risikozone. Der uns noch nicht so weit vom jetzigen Stand entfernt, sondern einfach ein Schritt in die gewünschte Richtung ist. Der deshalb keine Panik auslöst. So wie einmal in der Woche walken gehen. Eine Gruppe von Mandanten oder Wunschmandanten zu einem Abend mit Impulsvortrag und gemeinsamem Austausch einladen. Einen Angeklagten durch die erste Instanz begleiten.

Bestimmt erinnern sich viele von uns noch an die ersten Gerichtstermine (egal in welcher Funktion), die aufregend waren und erstmal völlig außerhalb der Komfortzone. Stück für Stück wird die aber größer und im Idealfall geraten wir im Laufe der Jahre nicht mehr vor jeder Verhandlung in Panik. Und können uns wieder weiterentwickeln, Neues ausprobieren.

Gefällt dir deine Komfortzone?

Es ist nicht notwendig, dass wir uns ständig mit Sachen selbst herausfordern, die bei uns Panik auslösen. Richtig sinnvoll finde ich es aber, immer mal zu schauen, ob es uns gefällt dort, wo wir sind. Und ob wir Lust haben, mal wieder einen kleinen Schritt in die Risikozone zu gehen, um unsere Komfortzone zu vergrößern. Damit die immer größer und schöner wird. Und wenn die Vorstellung Panik auslöst kannst du schauen, ob es einen kleineren Schritt gibt. Mit ein bisschen Risiko, aber ausreichend Nähe zu deiner Komfortzone.

Wenn es dir nicht gefällt, wo du bist, beweg dich. Du bist kein Baum.

Vielleicht ist deine Komfortzone aber auch gerade richtig wunderbar. Ausreichend groß, gefüllt mit Sachen, die du magst. Ja, dann bleib doch dort eine Weile und genieß es! Wieder losgehen kannst du immer.

Ich freue mich immer über Austausch! Melde dich gern über hallo@inspiredlaw.de per Mail bei mir oder schau auf Instagram vorbei @christianeeymers - vielleicht hast du ein Beispiel, wie du in kleinen Schritten schon einmal deine Komfortzone vergrößert hast?

Christiane Eymers