Persönliche und berufliche Weiterentwicklung für Juristen
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Happy new year – neues Jahrzehnt im Haifischbecken

Achtung, hier kommen sie, meine Wünsche für unseren Berufsstand für die goldenen 20er-Jahre!

 

Es folgt  

  • eine kleine Bestandsaufnahme des Bildes, das wir Juristen in der Öffentlichkeit abgeben

  • ein großer Hoffnungsschimmer, weil ich auch ganz viel Anderes gefunden habe

  • ein Wunsch nach mehr Diversität in der Juristerei

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Frohes neues Jahrzent!

Lasst es uns mal echt zu einem goldenen machen!

Richtig gruselig klingen sie nämlich teilweise, die Posts unserer Kolleginnen und Kollegen in den sozialen Medien. Die habe ich im letzten Jahr ein wenig beobachtet, hauptsächlich auf Instagram (du findest mich auf Instagram unter @christianeeymers). Und es ist dort die Rede vom – und das sind jetzt quasi alles Zitate - kalten Wasser im Haifischbecken, in dem man zusehen muss, nicht unterzugehen, in dem dagegengehalten werden muss. Auch wenn es heißt, nach ausgehaltener Situation überzukochen, körperliche Reaktionen hinzunehmen, sich zu fühlen, als sei ein LKW über einen gefahren. Berichtet wird von lauten Kollegen und solchen, die einen nicht ernst nehmen. Die noch nicht mal grüßen. Von typischen Juristen als Inbegriff des unsympathischen Zeitgenossen, den man noch nie mochte. Von Neid und Druck, Streitlust und Machtgehabe. Von der Freizeit, die einem so viel Kraft geben muss, dass diese Arbeitswochen einfach irgendwie überstanden werden.

Wer hat schonmal innerlich gejubelt bei der Bemerkung: „Was? Du bist Anwältin? Anwalt? Das hätte ich ja NIE gedacht!“

Ich schon! Weil ich nicht mit einem Beruf in Verbindung gebracht werden wollte, von dem viele Menschen ein richtig schlechtes Bild haben. Weil sie finden, dass wir aalglatt sind, kalt und emotionslos, skrupellos. Bestenfalls langweilige, staubtrockene Bücherwürmer. Dass wir aus dem Elend anderer Leute Profit schlagen, Streit vergrößern, nur für viel Geld überhaupt „Guten Tag“ sagen. Schamlose Winkeladvokaten. Rücksichtslos, unsympathisch. Immer festgebappt an den Unterlagen, nicht in der Lage, sich allgemeinverständlich auszudrücken.

Da wollte ich nicht so gern dazugehören.

Gleichzeitig habe ich so viel Zeit meines Lebens darin investiert, eine gute Anwältin zu werden. In diesem Zusammenhang habe ich eine Art Fortbildungswahn entwickelt, das Hochstaplersyndrom lässt grüßen. Ganz schön widersprüchlich. Und diesen Widerspruch finde ich bei so vielen Kollegen wieder, die von solchen Situationen wie denen oben berichten. Weil sie nämlich gleichzeitig erzählen, wie gern sie Anwalt oder Anwältin sind, was es für einen Spaß macht! Weil sie unglaublich viel Energie in ihre Aus- und Weiterbildung stecken, auch nach dem Examen.

Sind wir denn alle Masochisten?

Wenn man sich allein die Examen ansieht, die wir absolviert haben oder absolvieren, könnte man den Eindruck bekommen - Stichwort unter den LKW geraten. Und hinterher geht es offenbar ein Stück weit so weiter, denn wir können viel aushalten, dagegenhalten, weitermachen.

 
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Aber es gibt auch so viele andere Beispiele!

Ich weiß nämlich auch von richtig vielen freundliche Kolleginnen und Kollegen, die sich gegenseitig unterstützen und anfeuern. Die mit sehr viel Kreativität und Klarheit unterwegs sind, wenn es darum geht, die Probleme anderer Menschen zu lösen und die sehr viele gute Ideen für ein gutes Zusammenleben haben. Die humorvoll sind. Die so lustige Videos drehen, auf Augenhöhe mit den Mandanten kommunizieren, die Dinge leichter machen anstatt komplizierter. Gemeinsam werden wir nach und nach das Bild verändern, das in der Öffentlichkeit von uns präsent ist.

Ich feier das so! Und ich möchte noch mehr davon sehen!

Und ich glaube, dass das funktioniert, wenn wir uns noch mehr

  • gegenseitig anerkennen und unterstützen in unserer Unterschiedlichkeit

  • uns nicht gegenseitig vergleichen und so viel bewerten und abwerten, sondern einfach wertschätzen für das, was jede und jeder von uns in seinem Gebiet bewegt

  • der Welt zeigen, auf wie viele unterschiedliche Arten wir kreativ Konflikte und Probleme lösen können

Mein Bild hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt und das macht es so viel leichter für mich. Weil ich nicht mehr mit einem Teil von mir glaube, dass ich mich verstellen und anpassen muss, wenn ich in den Jobmodus schalte. Inzwischen weiß ich, dass wir eine Balance finden können für unseren Beruf als Teil unseres Lebens. In dem wir tatsächlich auch individuell sein können, wir selbst, alle verschieden, einzigartig. Weil gerade das zu einem tollen großen Ganzen wird. Mit dem wir die Streitkultur und den Rechtsstaat in unserem Land gestalten und mit Leben füllen können.

Ich kann inzwischen viel besser sagen: „Ja genau, ich bin Anwältin!“ Weil es in der Juristerei auch Leute wie mich geben kann und unzählige viele unterschiedliche andere Menschen. Und wir alle können richtig gute Juristinnen und Juristen sein. Wir können die sein, von denen gesagt wird: “Juristen? Das sind doch diese coolen, kreativen Leute, die andauernd so gute Ideen haben!”.

Mehr Diversität also, sogar bei uns im Meer der grauen Anzüge, im Haifischbecken, gerade bei uns. Denn dann werden sie richtig golden, die 20er.

Schreib mir richtig gern mal von deinen Erfahrungen im Haifischbecken. Und lass uns zusammen das neue Jahrzehnt so richtig zum Strahlen bringen!

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Christiane Eymers